i
Triggerpunkte (Buchtitel)

Kommunizieren zwischen Konflikt und Konsens

Ist unsere Gesellschaft zunehmend gespalten? Stehen sich da zwei unversöhnliche Lager gegenüber, die über Klimaschutz, Zuwanderung und Gendersterne streiten? Oder sind wir uns in grundsätzlichen Fragen doch ziemlich einig? Diese Fragen sind auch für Verbände und Vereine wichtig. Schließlich werden die Diskussionen auch in der eigenen Mitgliedschaft geführt. Und oft muss man als Organisation selbst zu gesellschaftlichen Streitfragen Stellung nehmen. Da hilft es zu wissen, wie die Menschen im Land tatsächlich ticken.

In der Weihnachtspause hatten wir endlich mal wieder mehr Zeit zum Lesen. Romane natürlich, ein Reiseführer war auch dabei, aber eine Lektüre hatten wir gemeinsam: „Triggerpunkte“, die Untersuchung über Konsens und Konflikt in unserer Gesellschaft von Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser. Das Buch gibt Antworten auf die Frage, wie unterschiedliche Gruppen in unserer Gesellschaft auf die Themen Verteilung, Migration, Wertewandel und Klimaschutz blicken. Das zentrale Ergebnis: Es ist alles komplexer, als es oft dargestellt wird.

Es gibt keine Spaltung zwischen großen gesellschaftlichen Lagern, das belegen die Autoren sehr eindrücklich. In keiner der großen „Konflikt-Arenen“ gibt es ein einfaches Stadt gegen Land, Jung gegen Alt oder Ost gegen West. In vielen Fragen gibt es erstaunlich viel Konsens. Aber es gibt eine Vielzahl von Triggerpunkten, an denen Menschen schnell aneinandergeraten. Und genau diese Trigger werden von Akteur*innen genutzt, die ein Interesse an Polarisierung und Spaltung haben. Konflikt treibt Aufmerksamkeit – gerade auch in den Sozialen Medien.

Was nehmen wir also hiervon für unsere Arbeit mit? Weder bei der Führung von Organisationen noch bei der Verbändeberatung sollte man sich von oberflächlichen Zeitdiagnosen ins Bockshorn jagen lassen. Sondern genauer hinschauen und analysieren, welche Einstellungen, Vorbehalte und Ängste in der eigenen Zielgruppe tatsächlich bestehen. Nicht, um sich vor Konflikten zu drücken oder irgendjemandem nach dem Mund zu reden. Sondern um über umstrittene Themen so zu kommunizieren, dass man Kopf und Bauch der Menschen erreicht. Aus Verantwortung für die eigene Organisation – aber auch aus Verantwortung für Gesellschaft und Demokratie.

17.01.2024