Über viele Jahre hinweg gab es Debatten über die Verkehrsinfrastruktur in Coburg und vor allem den Ausbau der Engstelle der Bundesstraße 4 im Weichengereuth. Die Politik in Stadt und Umland, die Coburger Wirtschaft und die Anwohnerinnen und Anwohner formulierten widerstreitende Vorstellungen, eine erste Vorplanung wurde 2020 im Coburger Stadtrat abgelehnt. Seitdem ruhte die Planung, der Konflikt war festgefahren.
Aufgrund einer Petition im Bayerischen Landtag kam Ende 2024 neuer Schwung in die Angelegenheit, im Verkehrsausschuss wurde ein Mediationsverfahren angeregt. Im Januar 2025 beauftrage die Regierung von Oberfranken uns schließlich mit der Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Akteuren in Coburg und der Region. Wir haben die Aufgabe gerne angenommen: In mehreren Runden mit der Stadtspitze und allen Fraktionen, dem Landkreis und der Nachbargemeinde Ahorn, den örtlichen Abgeordneten, der IHK zu Coburg und den drei größten Unternehmen haben wir Möglichkeiten für eine Einigung ausgelotet.
Im Mai war der Coburger Verkehrskompromiss dann ausgehandelt. Alle Beteiligten legten sich auf einen gemeinsamen Weg fest, um die Verkehrs-Infrastruktur für Stadt und Land gemeinsam voranzubringen. Drei Aspekte haben diese Einigung möglich gemacht. Zum einen die Ausweitung des Kompromisses auf alle Verkehrsträger: Neben dem Ausbau der B4 wurde auch die Erneuerung der Südzufahrt, der Ausbau der bisher eingleisigen Bahnstrecke und eine Stärkung des Fahrradverkehrs einbezogen. Zum anderen wurde eine verträglichere Ausbau-Variante gefunden, die Eingriffe in Grundstücke und Vegetation weitgehend vermeidet. Und schließlich die Vertraulichkeit der Gespräche, die alle eingehalten haben, bis eine gemeinsame Lösung präsentiert werden konnte.
In dieser Woche hat nun der Coburger Stadtrat den Verkehrskompromiss mit nur zwei Gegenstimmen formal beschlossen. Bis die Maßnahmen alle umgesetzt sind, steht noch viel Arbeit bevor. Aber der Stillstand ist aufgelöst, die Planungen für die einzelnen Elemente können aufgenommen werden und Kommunalpolitik, Land und Bund ziehen an einem Strang. Mediation kann keine Wunder bewirken und nicht jeden Interessenkonflikt auflösen. Aber manchmal hilft eine neutrale Vermittlung, Gemeinsamkeiten und mögliche Kompromisse herauszuarbeiten und nutzbar zu machen.
Weitere Informationen auf den Seiten der Stadt Coburg
27.06.2025